Sonntag, 4. März 2012

Thymian - vielseitig und hochwirksam II


Die nützlichen Eigenschaften der Pflanze sind nicht nur bei Erkältungen, sondern auch zur allgemeinen Desinfektion nutzbar. Thymian wirkt antibakteriell, antiviral und antimykotisch. Das ätherische Öl ist noch in einer Verdünnung von 1:3000 keimhemmend wirksam, aber wesentlich weniger giftig als gängige Desinfektionsmittel wie Phenol und Kresol. Vorsicht beim Hantieren und Dosieren! Unverdünnt ist ätherisches Thymianöl ätzend.

Thymiananwendungen

Vollbad: 100g Thymian mit 1Liter kochendem Wasser aufgießen, 15min ziehen lassen und abgeseiht ins Badewasser geben. Zusätzlich hautpflegend ist folgende Variante: 10-15Tr. ätherisches Thymianöl mit 2EL Sahne vermischen und ins Badewasser geben(auf andere Badezusätze und Seife verzichten!).

Zur Stärkung und Verdauungsförderung kann man Thymianwein ansetzen: auf je 100ml Wein 2,5 g Thymian; 7 bis 10 Tage stehenlassen; bei Bedarf 1 Schnapsglas trinken.

Bei Schnupfen helfen Tee, Vollbad oder ein Fußbad , dem 1/3 starker Teeaufguss bzw. 3 bis 5Tropfen ätherisches Thymianöl zugesetzt wurden. Ein in Thymiantee getränktes Tuch, als Umschlag über die Gesichtsmitte gelegt, lindert die Schnupfensymptome. Ähnlich kann auch ein Brustwickel gegen Husten angewendet werden, oder ein Bauchwickel bei Darmkoliken. Beide Wickel müssen gut warm gehalten werden, damit sich kein unangenehmes Gefühl einstellt. Solche Wickel lindern auch die Schmerzen bei Gicht, Rheuma, Verstauchungen und Multipler Sklerose – sehr gut ist hier auch ein Vollbad. Auch Gesichtsneuralgien behandelt man so, eine andere Möglichkeit wäre ein Thymiankissen. (einfach trockene Kräuter in Bauwollstoff einnähen).

Magen- und Darmkoliken, also wellenartig auftretende krampfartige Schmerzen, können vielfältige Ursachen haben. Dazu zählen schwere, fette und scharf gewürzte Speisen, eine zu üppige Mahlzeit, Aufregung, gekühlte Getränke; bei sehr empfindlichen Personen können sie bereits durch kaltes, trübes Tiefdruckwetter ausgelöst werden.

Koliken bei Babies: Fenchel- oder Anistee geben; den Bauch mit folgender Öl-Mischung reiben: auf 1EL Öl (Mandel- oder ein anderes Kosmetik-Basisöl wären optimal, man kann aber auch gutes Salatöl verwenden) 1 bis 2 Tropfen ätherisches Thymian- oder Majoranöl. Massiert wird das Bäuchlein mit sanft kreisender Bewegung im Uhrzeigersinn - mit warmen Händen!

5 Tropfen ätherisches Öl in einer halben Tasse Honig verrührt, ist ein natürlicher Hustensirup, der auch Kindern gut schmeckt. Kinder nehmen 1TL, Erwachsene 1EL mehrmals täglich - bis zu alle 2 Stunden. Selbstverständlich kann auch aus einem konzentrierten Teeaufguss ein Sirup bereitet werden – entweder mit Honig, oder mit Zucker. Da eine größere Menge Zucker sich nur schwer auflösen lässt, am besten noch einmal unter Rühren erhitzen, bis alles gelöst ist. Den Sirup selbst zu bereiten macht Arbeit, ich würde diesem jedoch den Vorzug geben vor Artikeln aus der Apotheke, in denen künstliche Süßungsmittel verwandt werden. Ausgezeichnet wirkt bei Atemwegserkrankungen auch die Inhalation während des Schlafes, wie weiter unten beschrieben.

Bei Entzündungen in Mund und Rachenraum, Halsentzündungen gurgelt man mit Thymianaufguss (oder Salbei).

Mit Aufguss getränkte Kompresse, zerriebene frische Blätter oder ätherisches Öl kann man auf Wunden und Insektenstiche legen. Thymian wurde sogar gegen Schlangenbisse angewendet.

Konzentriert als „Haarwasser“: 1 Handvoll auf 1/2l Wasser. Einreiben kräftigt die Kopfhaut und verlangsamt bzw. verhindert Haarausfall.

Ein Tip für Kräuter-Puristen: Pulver aus getrocknetem und zerstoßenem Thymian ist ein hervorragendes Zahnputzmittel, kräftigt das Zahnfleisch und hilft auch gegen Parodontitis (Bakterienbekämpfung!).

Vollbad, Tee und ätherisches Öl zur Inhalation nützen bei Vitalitätsverlust durch übermäßiges geistiges Arbeiten, Nervosität, sowie stressbedingter körperlicher Schwäche. Als Inhalationsmethode empfehle ich immer die einfachste und bequemste Variante: 2 bis 3 Tropfen ätherisches Öl je nach Schlafposition so aufs Kopfkissen getropft (ätherische Öl verfliegen vollständig und machen keine Flecke), dass man den Duft einatmet aber Hautkontakt (vor allem Augen, Mund!) vermieden wird. Ebenso verfährt man bei Atemwegsinfekten.

Vor Prüfungen und anderen geistigen Herausforderungen 1 bis 2 Tropfen ätherisches Thymianöl auf dem Hinterkopf verreiben.

Zu beachten ist auch, dass eine homöopathische Behandlung sich nicht mit der Anwendung ätherischer Öle verträgt. Die Wirkung der Homöopathika wird stark beeinträchtigt, wenn nicht völlig zunichte gemacht.


Thymian - vielseitig und hochwirksam I


Thymian (Gartenthymian) Thymus vulgaris

Quendel (Sandthymian, Wilder Thymian) Thymus serpyllum


Im folgenden ist zusammenfassend nur von Thymian die Rede. Quendel hat die gleiche, etwas schwächere Wirkung und ist im Geschmack herber. Auch Quendel kann im Garten angebaut werden. Die anspruchslosen Pflanzen beider Arten sind auch für den Steingarten und als Wegeinfassung geeignet.

Kultur: Thymian und Quendel mögen eine sonnige, recht trockene Lage auf magerem, kalkarmem, durchlässigem Boden. Aussaat ab März im Frühbeet, auch Stecklingsvermehrung im Spätsommer ist möglich. Winterschutz! Geerntet wird das blühende Kraut, frisch ist es auch vor der Blüte verwendbar.

Thymian ist eines der wirkungsvollsten und vielseitigsten Heilkräuter. Der Name ist abgeleitet vom griechischen thymos =Mut, Kraft. Bereits in der Antike soll er zu Kultzwecken, als Duftstoff und zum Einbalsamieren verwendet worden sein. Soldaten bekamen ihn vor Schlachten ins Bad. Es ist allerdings strittig, ob die in römischen und ägyptischen Schriften erwähnte Pflanze mit der uns bekannten identisch ist oder ob dort eine Art der Gattung Satureja (Bohnenkraut) beschrieben wird. Honig vom thymianbewachsenen Berg Hymetus bei Athen war für seine Qualität berühmt. Wegen der emsig umherschwirrenden Bienen galt Thymian im alten Griechenland auch als Symbol des Fleißes.


Mit den Benediktinern kam die Pflanze nach Deutschland. Auch im Mittelalter galt sie, ebenso wie das Eisenkraut, als Sinnbild der Tapferkeit und Kraft. Vor dem Kampf oder Turnier heftete man sich gern ein Zweiglein an die Rüstung.

Unbestritten ist die physisch und psychisch anregende Wirkung des Thymians. Ihm wird nachgesagt, nicht nur die Lebensgeister und die Nerven, sondern auch Willen und Ausdauer, sowie die Intelligenz zu fördern.

Der italienische Arzt und Botaniker Matthiolus (*1501 +1577 an der Pest) schrieb: „Alle diejenigen, welche ein blöd gesicht haben, sollen den Thymian stets in der kost gebrauchen, denn er bekommt jenen trefflich wol. Dergleichen sollen die thuen, mit welchen die fallende sucht zu schaffen hat. Und wenn sie gefallen sindt, soll man jenen den Thymian für der Nasen zerreiben, so kommen sie wider zu sich selbs. Thymian bringt lust zum essen, vertreibt gewaltig die bläst (Blähungen) und winde im leib, mit honig und essig vermischt.“

Wirkstoffe sind Gerbstoffe, Bitterstoffe, ätherische Öle und Saponine. Als Gewürz kann Thymian großzügig verwendet werden; er ist beispielsweise geeignet für Kalb, Geflügel, Kaninchen, Wild, Bratfisch,Gemüse (Tomatengerichte!), Saucen und in Salatkräutermischungen. Aus der mediterranen Küche ist er nicht wegzudenken. Ebenso ist er Bestandteil berühmter Kräuterliköre wie zum Beispiel Chartreuse. In Frankreich gilt Thymiansuppe als Mittel gegen Schüchternheit.

Thymian regt den Stoffwechsel und die Drüsentätigkeit an. Er fördert die Bildung sowohl roter als auch weißer Blutkörperchen (Bekämpfung von Infektionskrankheiten und Blutarmut). Herzkranke und Schwangere sollten ihn nicht als Arznei gebrauchen, bei mäßigem Würzen mit der Pflanze bestehen aber keine Bedenken (besser völlig meiden, wenn Neigung zu Fehlgeburten besteht). Die Austreibung bei der Geburt darf mit Thymian gefördert werden.

Schwere Leberschäden sowie Schilddrüsenfunktionsstörungen sind ebenfalls ein Grund zu vorsichtiger Verwendung, da bei hoher Dosierung über einen längeren Zeitraum diese Leiden ungünstig beeinflusst werden können.

Thymiananwendungen können zu niedrigen Blutdruck normalisieren. Außerdem fördert er das Einsetzen der Monatsblutung und kann somit regulierend in den Zyklus eingreifen. Er wirkt gegen Periodenkrämpfe, Wechseljahrsbeschwerden und Kreislaufstörungen. Thymian ist beruhigend und hilft bei Angstzuständen, Nervenschwäche, Nervenschmerzen, Überreizung, Depression und Schlaflosigkeit. Er ist hervorragend für Rekonvaleszenten geeignet und schafft Geistesfrische sowie allgemeines Wohlbefinden. Eine beliebte nervenstärkende Anwendung, besonders auch für Kinder, sind Thymianbäder.

In der Volksmedizin wurde er nach Schlaganfällen, bei Krämpfen, Epilepsie (s. o. Matthiolus „mit welchen die fallende sucht zu schaffen hat“), Furunkeln, Warzen, Parasiten (Krätze, Hautpilz, Läuse, Darmwürmer), Haarausfall, gegen Akne/unreine Haut, Aussatz, Lähmungen, allgemeine Hautprobleme und Tuberkulose verwandt.

Wegen der stark antiseptischen Eigenschaften ist Thymian wundheilend; außerdem blutstillend und adstringierend. Äußerliche Anwendungen helfen bei schlecht heilenden oder entzündeten Wunden, Arthritis, Gicht, Rheuma, Krampfaderbeschwerden, Entzündungen, Quetschungen, Verstauchungen, Gelenkschmerzen, Ekzemen, Erysipel ("Wundrose", "Rotlauf"), Gürtelrose, Gesichtsrose, in der Mundpflege und bei Halsentzündungen.

Auch auf diverse Verdauungsprobleme hat das Kraut positiven Einfluss. Thymian ist hilfreich gegen Verstopfung, wirkt appetitanregend und verdauungsfördernd. Er ist ein hervorragendes Magenmittel und hilft bei Beschwerden wie Verdauungsschwäche, Sodbrennen, Mundgeruch, Blähungen und Durchfall. Hier verursacht seine entkrampfende Wirkung eine Entspannung der Darmmuskulatur, bessere Durchblutung der Darmschleimhaut und der antimikrobielle Effekt vermindert die Bildung von Gasen. Bei Harnwegsinfektionen kommt wiederum die desinfizierende, aber auch eine harntreibende Wirkung zum Tragen.

Thymiantee soll auch einen Kater lindern. Die berühmte Kräuterfrau Maria Treben hat mit konzentriertem Teeaufguss Trunksucht geheilt. Das „Kräuterkatl“, eine andere bekannte Pflanzenheilkundige, stellte (außer den an anderer Stelle genannten Wirkungen) fest: Thymian stärkt Herz, Magen, Darm, Nieren und Blase. Er verleiht Tatendrang und Mitgefühl.

Allgemein bekannt ist Thymian als Hustenmittel. Hier entfaltet er dreifache Wirkung, nämlich sekretolytische (verflüssigt den Schleim), spasmolytische (löst die Verkrampfungen, lindert den Hustenreiz), sowie sekretomotorische (fördert den Abtransport des Sekrets durch gesteigerte Aktivität der Flimmerhärchen). Mit Thymian bekämpft man nahezu alle Erkrankungen der Atemwege: akute und chronische Bronchitis, Keuchhusten, Krampfhusten, Asthma, Verschleimung ebenso wie trockenen Husten, Atemnot, Emphysem, Lungenentzündung.

Auch bei anderen Erkältungskrankheiten wie Grippe, Stirnhöhlenentzündung, Schnupfen, Halsentzündung oder Heiserkeit trägt er zur schnelleren Genesung bei. Er ist auch schwach schweißtreibend. Thymian wird auch als Fitnessmittel für Lunge und Geist bezeichnet.